Bild: Grandfilm, REALITY
Simon:
Auch beim zweiten Mal ist „Reality“ ein richtiger Gutpuncher. In nur 80 Minuten werden so viele Themen aufgemacht, Tropes hops genommen und schauspielerisches Talent bewiesen – vor allem Josh Hamilton und Sydney Sweeney liefern hier wirklich eine Glanzleistung ab. Dazu kommt das mega spannende und toll umgesetzte Konzept einfach ein Transkript einer echten Verhörung zu einem Drehbuch umzufunktionieren. Ein Ende, dass an das gesellschafts- und systemkritische Finale von Filmen wie „BlackKKlansman“ erinnert, ist das Paket eigentlich abgerundet!
Felix:
Das Konzept ist großartig und wird durch unglaublich starke schauspielerische Leistungen zum Leben erweckt. Sydney Sweeney hat die Darstellung unterdrückter Emotionen einfach völlig gemeistert und schafft es damit, in einem Dialog, der an sich schon sehr interessant ist, enorm viel Spannung zu erzeugen. Auch wenn die FBI-Agenten am Anfang recht verloren schienen, wirkte für mich diese mangelnde Kompetenz mit der Zeit eher wie eine ausgeklügelte Gesprächsstrategie.
Für einen eher minimalistischen Film in dieser Länge wirklich richtig stark – vermutlich mein Favorit von allen Filmen, die ich im Daumenkino bisher sehen durfte.
Nicole:
Reality ist ein einfach gedrehter Film der mit seiner schauspielerischen Performance überzeugt. Die Geschichte basiert auf der wahren Begebenheit von Reality Winners Hausdurchsuchung vom FBI in 2017. Der Film gibt uns Einblicke in das tatsächliche Transkript der Audioaufnahmen und bindet diese in die Geschehnisse mit ein. Zudem schafft es der Film für Unwohlsein bei den Rezipienten zu sorgen und über die 83 Minuten zu halten, dies verdanken wir der überragenden schauspielerischen Leistungen von Sydney Sweeney, Josh Hamilton und Marchánt Davis. Ohne die hervorragende Besetzung wäre der Film mit Sicherheit nicht annähernd so interessant gewesen.
Orkan:
Tina Satter inszeniert in ihrem Debüt ein Kammerspiel, das einen von Anfang bis Ende packt. Trotz der reduzierten Location holt sie durch die ganzen Details im Haus einiges heraus, wodurch es trotzdem viel zu entdecken gibt. Die Spannung wird vor allem durch die vielen Pausen im Verhör verstärkt, wodurch die Dialoge nicht nur unerträglicher (im positiven Sinne) werden, sondern auch authentischer. Authentizität wird in dem Film großgeschrieben, da die Dialoge komplett aus den Fallberichten und Tonaufnahmen des FBI stammen. Besonders beeindruckend ist das Schauspiel aller Beteiligten und die Mischung aus Inszenierung und Einblendungen der realen Reality Winner. Nichtsdestotrotz ist das Postediting an einigen Stellen sehr dick aufgetragen.
Tom:
Reality wirkt, ohne ein Wortspiel daraus zu machen, wie ein Stück Geschichte, das direkt aus der Wirklichkeit gerissen wurde. Durch die minimalistisch gedrehte Szenerie fällt es leicht, sich in die Charaktere und die Umgebung hineinzuversetzen. Die hauptsächlich an einem Ort stattfindende Wiedererzählung einer realen Befragung durch das FBI im Jahr 2017 nimmt von Minute zu Minute an Fahrt auf und endet mit einem gut gelungenen Klimax, der sich leider durch ein etwas zu stark aufgetragenes Ende selbst ein Bein stellt. Nichtsdestotrotz überzeugt Reality mit gelungenen Kameraeinstellungen und einer besonderen Erzählweise, die sich dadurch auszeichnet, dass alle Dialoge aus echten Audioaufnahmen der damaligen Befragung stammen. Dieses Prinzip schafft einen authentischen und ungewöhnlich menschlichen Film.